Deutsch

Was spricht für eine internationale Familienmediation?

Leitfaden Kapitel

Internationale Familienmediation icon
Kapitel 1: Internationale Familienmediation

• Was ist internationale Familienmediation?
• Ist das, was ich dem Mediator erzähle, vertraulich?
• Entscheidet ein Mediator, wer recht hat?
• Wie viel kostet eine Mediation? Wer zahlt das Honorar?
• Meine Ex weigert sich, zu einer Mediation zu gehen. Ist Mediation dann möglich?

Für welche Konflikte und wann Mediation genutzt werden kann icon
Kapitel 2: Für welche Konflikte und wann Mediation genutzt werden kann

• Bei welcher Art von Problemen kann mir eine Mediation helfen?
• Kennen Gerichte und Behörden Mediation?
• Kann ich nach einer Gerichtsentscheidung noch eine Mediation machen?
• Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen Kindern. Kann mir Mediation helfen?

Was spricht für eine internationale Familienmediation? icon
Kapitel 3: Was spricht für eine internationale Familienmediation?

• Was habe ich von einer Mediation?
• Weshalb sollte ich zur Mediation gehen? Wir haben doch schon Anwälte, die uns helfen?
• Mein Ex akzeptiert oder versteht nicht, wie die Dinge in meiner Kultur ablaufen…
• Ich habe Angst, dass mein Partner vielleicht unsere Kinder ins Ausland mitnimmt und nicht zurückbringt. Kann Mediation da helfen?
• Wir teilen einfach nicht mehr dieselben Werte. Wie können wir in Mediationssitzungen miteinander reden, wenn wir es außerhalb nicht schaffen?

Wie läuft eine internationale Familienmediation ab? icon
Kapitel 4: Wie läuft eine internationale Familienmediation ab?

• Wie kann man wohl eine Mediation durchführen, wenn wir nicht im selben Land wohnen?
• Können meine Kinder an der Mediation teilnehmen?
• Kann ich allein mit dem Mediator sprechen?
• Kann ich zur Mediation einen Freund mitbringen oder jemanden, der mir hilft?
• Können wir mit zwei Mediatoren arbeiten?

Internationale Familienmediation, Recht und Gesetz icon
Kapitel 5: Internationale Familienmediation, Recht und Gesetz

• Werden meine Rechte im Mediationsverfahren respektiert?
• Hat eine Vereinbarung, die aus einer Mediation folgt, rechtliche Wirkung?
• Was passiert, wenn die Mediation zu keinem konkreten Ergebnis führt?
• Hat die Mediationsvereinbarung Rechtswirkung in einem anderen Land?
• Wir sind mitten im Gerichtsverfahren. Müssen wir das aussetzen, wenn wir zur Mediation gehen?
• Bietet ein Mediator auch Rechtsberatung?

Widerrechtliches Verbringen oder Nichtrückgabe eines Kindes icon
Kapitel 6: Widerrechtliches Verbringen oder Nichtrückgabe eines Kindes

• Ich habe meine Kinder in meinem Heimatland behalten und jetzt habe ich Angstzurückzugehen. Was kann ich tun?
• Wie kann mir eine Mediation helfen, mein Kind zurück zu bekommen?
• Ist es irgendwann zu spät für eine Mediation?
• Ich habe den Eindruck, dass eine Mediation schwächer ist als ein Gerichtsverfahren…
• Wird Mediation funktionieren, wenn der Kontakt zwischen mir und den Kindern vollständig abgebrochen ist?
• Mein Ex hat die Kinder mitgenommen und weigert sich mit mir zu kommunizieren. Wie kann ein Mediator das schaffen?

Die Parteien können eine aktive Rolle spielen

In einer Mediation können alle Beteiligten ihre Meinung sagen, ihre Standpunkte vertreten und ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern. Sie gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Trennung zu steuern, anstatt dem Trennungsverfahren ausgeliefert zu sein.

Bei einer Mediation können sich die Beteiligten, mit der Unterstützung eines Dritten, darauf einlassen, den Standpunkt des anderen anzuhören. Dadurch entsteht eine Diskussionsgrundlage auf Augenhöhe, die helfen kann, die Eskalation des Konflikts zu vermeiden.

Mediation kann ein Verfahren beschleunigen und dabei kostengünstiger sein

Internationale Familienstreitigkeiten sind, z.B. wegen des Zusammenspiels unterschiedlicher Rechtssysteme, oft komplex. Gerichtsverfahren können sich dadurch auch in die Länge ziehen und teuer werden. Zudem besteht das Risiko, dass in jedem Staat ein Gerichtsverfahren angestrengt wird und widersprüchliche Entscheidungen ergehen, die die Lage weiter komplizieren. Als eine Ergänzung zu solchen Gerichtsverfahren kann Mediation helfen, derartige Komplikationen zu vermeiden, weil die Parteien eine Regelung finden können, die in beiden Staaten gilt. Eine solche Lösung kann schließlich auch dazu beitragen, die Gerichts- und Anwaltskosten so gering wie möglich zu halten.

In Staaten, die nicht Unterzeichner internationaler Abkommen über familienrechtliche Angelegenheiten sind, kann der Inhalt einer Mediationsvereinbarung bezüglich des Sorgerechts, des Umgangs und anderer verwandter Themen gleichwohl anerkannt und mithilfe geeigneter rechtlicher Instrumente durchgesetzt werden.

„Wir haben vereinbart, dass die Kinder hierher zu mir kommen, wenn sie alt genug fürs Gymnasium sind. Diesen Sommer ist es soweit und ich freue mich sehr darüber. Ich glaube, wir wären nicht so weit gekommen, wenn ich den Weg der Gerichtsverfahren gegen meine Ex-Frau weiter gegangen wäre. Und ich hätte seit 2008 eine Riesensumme in Anwaltsgebühren gesteckt.“

– Ein Vater

Mediation ist flexibel und passt sich der jeweiligen Situation einer Familie an

In der Mediation können Rechtsfragen unter Berücksichtigung des familiären Alltags der Betroffenen geklärt werden. In der Mediation können alle Punkte zur Sprache kommen, die den Teilnehmern/innen wichtig sind. Zudem ist es möglich, auch die Kinder oder weitere Personen aus dem familiären, religiösen und sozialen Umfeld, die im Leben der Kinder oder der Eltern eine wichtige Rolle spielen, in den Prozess einzubeziehen.

Mediation kann eine realistische Zukunftsperspektive geben

Mediation schafft einen Raum, in dem die Beteiligten ihre Ängste, Sorgen und Zweifel ausdrücken können. Sie bietet beiden Eltern damit eine Chance zu bestimmen, wie sie trotz der Trennung künftig gemeinsam als Eltern handeln wollen. Die gemeinsam gefundenen Lösungen können sie in der Folge ausprobieren und, wenn nötig, anpassen.

Das Mediationsverfahren nimmt Rücksicht auf die Verfügbarkeit und anderweitigen Verpflichtungen beider Elternteile. Gleichzeitig berücksichtigt es das Recht des Kindes, sich in einem geschützten Umfeld zu entwickeln und die Beziehung zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten, sofern dies keine Gefahren birgt und möglich ist.

In der Praxis erschwert die räumliche Trennung häufig die Kommunikation zwischen den Eltern und stellt auch an die Organisation des Alltags andere Anforderungen. In einer Mediation haben Eltern Zeit, die verschiedenen Optionen zu besprechen, die sich für die Zukunft ergeben – etwa wie man den Kontakt der Kinder zu ihrem nicht bei ihnen lebenden Elternteil über Staatsgrenzen hinweg aufrechterhalten und unterstützen kann.

„Wir hatten nie Probleme, die in der Mediation getroffenen Absprachen einzuhalten, weil sie uns nicht aufgezwungen worden waren. Wir haben alles sehr ausführlich besprochen und es passt zu unserer finanziellen und geografischen Situation.“

- Eine Mutter

Mediation respektiert kulturelle Unterschiede innerhalb einer Familie

Familien, die einen „grenzüberschreitenden Familienkonflikt“ durchleben, sind oft mehrsprachig und multikulturell. Kulturelle Unterschiede können in einem Trennungskonflikt eine Rolle spielen – vor allem bei Fragen, die die Kinder betreffen. Eltern möchten natürlich ihre eigenen kulturellen Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben. Die Aussicht, dass man plötzlich in einem anderen Staat lebt als die Kinder, kann die Sorge auslösen, dass die Kinder diese Verbindung zu ihrem kulturellen oder religiösen Erbe (Sprache, Teilnahme an religiösen oder sportlichen Aktivitäten usw.) verlieren.

Mediatoren/innen legen besonderes Augenmerk auf Fragen der kulturellen Vielfalt und bringen diese bei Bedarf in die Gespräche ein. Dies hilft den Eltern, sich besser darüber zu verständigen, was ihnen im Hinblick auf die Erziehung ihrer Kinder und ihre Kultur wichtig ist.

Mediation bietet also auch eine Chance, grundlegende kulturelle Aspekte zu berücksichtigen und zugleich die Rechte und Wünsche der Menschen, die an der Mediation teilnehmen, zu respektieren.

Manche Eltern wünschen sich eine/n Mediator/in, der/die ihre Herkunft und damit ihren kulturellen, religiösen und sprachlichen Hintergrund teilt. Sie meinen, dass er/sie dann die Probleme und Herausforderungen, die sich aus der Trennung ergeben, und das, was für sie auf dem Spiel steht, besser erkennen und verstehen kann. Die Mediation bietet die Möglichkeit, solche Wünsche zu berücksichtigen.

Zur Erleichterung der Kommunikation kann Mediation auch mithilfe von Übersetzern/innen oder anderer Dritter durchgeführt werden, etwa einem/r Kulturdolmetscher/in oder einer weiteren Person, die dieselbe kulturelle Herkunft teilt. Auch diese Personen sind verpflichtet, alles Gehörte vertraulich zu behandeln.

„Wir haben unter anderem vereinbart, dass die Kinder einmal pro Woche einen Spanischkurs besuchen, damit sie meine und die Sprache ihrer Großeltern, mit denen sie täglich gesprochen haben, als sie noch hier lebten, nicht vergessen.“

– Ein Vater

Mediation kann ein widerrechtliches Verbringen oder die Nichtrückgabe eines Kindes verhindern

Wenn ein Elternteil Angst hat, sein Kind zu verlieren oder erleben zu müssen, dass es ins Ausland zieht oder nicht zurückkehrt, bietet Mediation die Möglichkeit, diese Bedenken zu äußern und mit dem anderen Elternteil zu besprechen. Dadurch kann Mediation solche Ängste zerstreuen, deren sich der andere Elternteil unter Umständen gar nicht bewusst ist. Häufig zeigt sich dann, dass beide Eltern gleichermaßen um das Wohlergehen des Kindes besorgt sind.

Mediatoren/innen können Eltern auch über die möglichen rechtlichen und psychologischen Folgen einer überstürzten Ausreise eines Kindes in ein anderes Land aufklären und dadurch den betreffenden Elternteil dazu veranlassen, sich das ganze noch einmal zu überlegen.

„Ich spürte, dass meine Frau mich mit den Kindern verlassen wollte. In der Mediation wurde ihr dann klar, welche rechtlichen Folgen eine überstürzte Abreise haben würde.“

- Ein Vater